Von E5 zu postkonventionell: Meine Reise durch die Stufen der Ich-Entwicklung
In einem LinkedIn Post hat jemand von dem „zweifelhaften psychologischen Modell der ICH Entwicklung“ gesprochen. Und ja, das hat was ausgelöst bei mir. Vor ca. 25 Jahren habe ich das erste Mal bei einem Vortrag vom 𝙄𝙣𝙣𝙚𝙧𝙚𝙣 𝙆𝙞𝙣𝙙 gehört. Meine Reaktion darauf: Wenn es ein Inneres Kind gibt, müsste man das ja auf einem Röntgen/MRT oder CT sehen. Und ich habe mich intensiv gefragt: Wo könnte man es sehen, im Gehirn oder im Bauchraum? Und warum hat das noch niemand über bildgebende Verfahren sichtbar gemacht?Heute weiß ich, dass das eine klassische Reaktion aus einer konventionellen Haltung E5/E6 ist. In der Stufe E5 hat man ein enges fachliches Denken, beim gleichzeitigen Gefühl alles verstanden zu haben, kombiniert mit Arroganz und Überlegenheitsgefühl. Ich war so eine richtig „sympathische“ Klugscheixxerin und manche behaupten, dass das noch immer so ist 😉
Ich war überzeugt, die Wahrheit kann mit wissenschaftlichen Methoden gefunden werden. Ich hatte großen Respekt vor individuellen Unterschieden, aber den Schatten meiner Subjektivität konnte ich nicht nicht wahrnehmen. Das war zumindest next level E6.Der Übergang von 𝗸𝗼𝗻𝘃𝗲𝗻𝘁𝗶𝗼𝗻𝗲𝗹𝗹𝗲𝗺 𝗗𝗲𝗻𝗸𝗲𝗻 𝘇𝘂𝗺 𝗣𝗼𝘀𝘁𝗸𝗼𝗻𝘃𝗲𝗻𝘁𝗶𝗼𝗻𝗲𝗹𝗹𝗲𝗻 war ein langer und teilweiser schmerzhafter Prozess, das bedeutet nämlich viel Selbsterfahrung, Reflexion und Schattenarbeit. Ich habe mich verändert und damit hat sich auch mein Blick auf die Welt verändert. Heute weiß ich, dass ich nichts weiß und dass alles möglich ist. Der Mensch ist keine funktionierende (triviale) Maschine und Organisationen und die Gesellschaft sind soziale Systeme (= nicht triviale Maschinen).
Und in meiner Welt sind diese sozialen Systeme nicht mit einer linearen wenn-dann Logik zu begreifen, sondern mit einem zirkulären Logik, wie sie die Systemtheorie bietet. Das heißt weg von einem einfachen Ursache-Wirkungsprinzip, hin zu einem Modell, das die Wirklichkeit als eine Verkettung von Ursache und Wirkungen versteht, wobei Ursachen den Wirkungen vorausgehen und Wirkungen ihrerseits wieder Ursache für neue Wirkungen sind. Die Systemtheorie ist ein interdisziplinärer Ansatz, der sich mit der Analyse und Beschreibung von Systemen in verschiedenen Bereichen wie Natur, Gesellschaft und Wissenschaft befasst. Sie betrachtet 𝗦𝘆𝘀𝘁𝗲𝗺𝗲 𝗮𝗹𝘀 𝗚𝗮𝗻𝘇𝗲𝘀, 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗻𝘂𝗿 𝗮𝗹𝘀 𝗦𝘂𝗺𝗺𝗲 𝗶𝗵𝗿𝗲𝗿 𝗧𝗲𝗶𝗹𝗲, und untersucht deren Interaktionen und Beziehungen. Die Systemtheorie hilft, komplexe Phänomene zu verstehen und zu erklären, indem sie grundlegende Prinzipien und Konzepte von Systemen heranzieht. Um die Systemtheorie erfassen zu können, ist meiner Einschätzung nach eine 𝗽𝗼𝘀𝘁𝗸𝗼𝗻𝘃𝗲𝗻𝘁𝗶𝗼𝗻𝗲𝗹𝗹𝗲 𝗜𝗖𝗛 𝗘𝗻𝘁𝘄𝗶𝗰𝗸𝗹𝘂𝗻𝗴𝘀𝘀𝘁𝘂𝗳𝗲 nötig.
Und dann muss man auch nicht mehr über psychologische Modelle herziehen, wo Heerscharen an Wissenschafter:innen seit Jahrzehnten daran forschen und genauso wissenschaftstheoretische Leitlinien haben, wie die Naturwissenschaften, nur eben andere 🙂